Grundlage seines wechselhaften wirtschaftlichen Erfolges waren zahlreiche Erfindungen und die damit zusammenhängenden Patente. Ubbelohde-Viskosimeter mit hängendem Niveau Diese wohl bekannteste Erfindung findet ihren Ausgangspunkt in einer wissenschaftlichen Veröffentlichung aus dem Jahre 1904, die Leo Ubbelohde als Assistent von D. Holde am Königlichen Materialprüfungsamt zu Berlin verfasste. Begleitend spielen Arbeiten über den Tropfpunkt und insbesondere seine Formeln zur Umwandlung konventioneller Viskositätszahlen in spezifische Zähigkeiten eine wichtige Rolle und haben seine Messverfahren als Standardverfahren in den chemischen Laboratorien der Welt für Jahrzehnte etabliert. Vielfältige Innovationen auf dem Textilgebiet Als Rahmen moderner textiler Faserforschung veranlasste Leo Ubbelohde im Jahre 1915 die Gründung der „Forschungsstelle für Textil-Ersatzstoffe“ an der Technischen Hochschule in Karlsruhe, die nach ersten Erfolgen im Jahre 1917 unter der Ägide des Ministeriums des Innern zum „Deutschen Forschungsinstitut für Textilstoffe“ ausgebaut wurde. Im Bereich der Kunstfaser gelangen Leo Ubbelohde einige richtungsweisende Innovationen, die in vielfältigen Patentanmeldungen, aus wirtschaftlichen Gründen nicht immer unter eigenem Namen, dokumentiert sind. So wurde die Spinnstruktur der Kunstfaser so verbessert, dass daraus weiche, voluminöse Gewebe und Gewirke von wollartiger Struktur hergestellt werden konnten. Es wurden Verfahren entwickelt, die der Kunstfaser schon während der Herstellung in noch weichem Zustand eine feine, der Wollkräuselung gleichartige Form aufzwingen. Es entstanden die sog. Artilana- und Slovlana-Faser. Diese bahnbrechenden Ergebnisse wurden 1927 in einer Sonderausstellung auf der Leipziger Messe gezeigt. Später, in seiner Berliner Zeit, hat Leo Ubbelohde Verfahren entwickelt, welche die Spinnfähigkeit der Kunstfasern noch erheblich verbesserten. Dies verhalf den Kunstfasern weltweit zum Durchbruch in der Massenproduktion. Leo Ubbelohde suchte des Weiteren nach Möglichkeiten, die direkt verwebbaren Kunstseiden weiter zu verbessern. Zusammen mit der Industrie wurden effektive Herstellungsverfahren erarbeitet, die auch nach Enteignung der Patente weltweit Anwendung fanden. Die maßgeblich von Leo Ubbelohde mitentwickelte gekräuselte Zellwolle erlangte in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts in Deutschland eine weite Verbreitung. Darüber hinaus konstruierte er auch weitere Apparate, wie z.B. die sogenannten „Ubbelohde-Öfen“, eine Fortentwicklung von elektrischen Widerstandsöfen, die in Laboratorien ihren Einsatz fanden. Das Stiftungskapital der Anna und Leo Ubbelohde Stiftung stammt hauptsächlich aus Nachkriegspatenten zur industriellen Kräuselung von Fäden, z.B. dem Patent „Einrichtung zum kontinuierlichen Kräuseln eines laufenden Fadenbündels“ sowie einem Patent zu einer „Vorrichtung zum Erzeugen eines Falschdralls bei Fäden“. Ergänzend wurde weltweit die Theorie des falschen Dralles als Patent angemeldet. Leo Ubbelohde durchdachte mit inspirativer Intelligenz und brillanter sequentieller Logik Althergebrachtes in Technik und Wissenschaft und ordnete es neu. Das machte ihn zu einem hochangesehenen Lehrer und Erfinder. Schon vor dem ersten Weltkrieg war er in wissenschaftlichen Kreisen bekannt. Es wird berichtet, dass seine Vorlesungen sehr eindrucksvoll waren. Meisterhaft entwickelte er in freiem Vortrag mit erstaunlicher Leichtigkeit komplexe Zusammenhänge. Ohne Gedankensprünge führte er, in leicht zu verstehender Sprache, folgerichtig in die schwierigsten Themen ein. Auch in der praktischen Forschung verstand er es, seinen Doktoranden den wissenschaftlichen, technischen und wirtschaftlichen Gesamtkontext zu vermitteln. Leo Ubbelohde äußerte oftmals, dass für ihn die Bestätigung durch Erfolge seiner wissenschaftlichen Forschungen eine große Rolle spielt. Hier fühlte er sich wohl und konnte seine Begabungen zum Ausdruck bringen.